Die Blindeninstitutsstiftung. Ihre Geschichte
Diese und weitere Fragen beantwortet die Anfang 2021 erschienene Chronik der Blindeninstitutsstiftung. Unter dem Titel „Die Blindeninstitutsstiftung. Ihre Geschichte" entstand im vergangenen Jahr ein umfassendes Werk, das die Entwicklung der Stiftung von der ersten Blindenschule in Unterfranken im Jahr 1853 bis hin zu einem modernen Sozialunternehmen mit rund 2.500 Beschäftigten aufzeigt.
Auf 640 Seiten geben die Herausgeber Dr. Hans Neugebauer, Stiftungsdirektor a. D., und Dr. Wolfgang Drave, Sonderschulkonrektor a. D., mit Abzügen von Originaldokumenten, zahlreichen Zeitzeugenaussagen, kleinen Anekdoten, hunderten Bildern und ihrem über Jahrzehnte hinweg gesammelten Wissen tiefe Einblicke in das Leben blinder und sehbehinderter Menschen.
Die Stiftungschronik steht können Sie hier kostenlos als PDF-Datei herunterladen:
Am Anfang war eine Vision

So kann man den Beginn der Blindeninstitutsstiftung im Jahr 1853 beschreiben: In der Tat wurde das Fundament der Blindeninstitutsstiftung nicht durch das Vermögen ihres Gründers gelegt. Der Gründer der Blindeninstitutsstiftung, Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda, stammte zwar aus adligem Geschlecht, war aber selbst zur Zeit der Gründung nicht sehr vermögend.
Aber Graf Bentheim war ein Mensch, der zwei wichtige Dinge besaß, die die Gründung der Blindeninstitutsstiftung möglich machten:
- Er war ein zutiefst von Humanismus geprägter Mensch, der die Not seiner Zeitgenossen sah und wahr nahm.
- Er konnte andere Menschen für ein Anliegen gewinnen.
Um 1850/1851 herrschte im Kahlgrund, wo Graf Bentheim im Wasserloser Schloss zu Hause war, ebenso wie im ganzen Spessart große Not. Ein langer und strenger Winter 1851/52 ließ das Elend noch ansteigen. Unter dem Vorsitz von Graf Bentheim etablierte sich auf unterfränkischer Ebene ein Haupthilfs-Komitee. Sein am 4. Februar 1852 erschienener Aufruf an alle „Menschenfreunde“ erbrachte 73.489 Gulden Geldspenden und 19.269 Gulden als Wert an Naturalien.
Als eine Erhebung im Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg ergibt, dass über 300 blinde Menschen ohne jede Förderung in diesem Bezirk leben, lässt das Graf Bentheim nicht mehr los. Blinde Menschen galten damals noch als nicht bildbar.
In ihm wächst die Überzeugung, dass blinde Menschen, vor allem Kinder, bildungsfähig sind
Er möchte, dass die blinden Kinder eine Schule besuchen dürfen – eine besondere Schule, die ihren besonderen Bedürfnissen entspricht und ihnen Perspektiven für ihr Leben gibt. Die Vision von einem Ort zum Lernen und Leben für blinde Kinder war geboren und veranlasste den Grafen zum Aufruf zur Gründung eines Blindeninstitutes.
Ein zweiter Aufruf folgte unter Hinweis auf seinen demnächst erscheinenden Gedichtband: „Eine freundliche Gabe zum Besten eines zu begründenden Kreis-Blindeninstituts“. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der ersten Auflage in Höhe von 1.400 Gulden legte er den finanziellen Grundstock für das unterfränkische „Kreisblindeninstitut“.
Nach einem Aufruf „Edle Menschenfreunde“ vom 19. April 1853 zur Bildung eines der „Fürsorge für Blinde gewidmeten Vereins, ohne Unterschied des Standes, der Religion und des Geschlechts“, konstituierte sich die Stiftung.

Warum wir besonders stolz auf unseren Gründer sind
Graf Moritz war ein großer Menschenfreund, dem die Achtung vor dem Anderen ein hohes Gut war. So bestimmte er zum Beispiel, dass „körperliche Züchtigung“ in der Erziehung der blinden Kinder absolut verboten war. Die in der Erziehung tätigen katholischen Ordensschwestern wies er an, dass jedes Kind seiner Konfession und Religion „zuzuführen“ sei.
So ist er uns bis heute Vorbild in einem respektvollen Umgang miteinander. Mit einer Kultur der Vielfalt übersetzen wir seine Grundanliegen in unsere Gegenwart und unterstützen die uns anvertrauten Menschen individuell nach ihren Bedürfnissen.