23.02.2021 -
Einsam, seltsam, ängstlich, unsicher, aufregend, neu, lustig, schön ... einfach anders! Wir sind eine Familie mit zwei schwerbehinderten Kindern im Schulalter und wohnen relativ ländlich. Vor dem ersten Lockdown hätten wir uns eine solche Situation überhaupt nicht vorstellen können und dann war sie auf einmal da. Gut, dass ich als Mutter nicht berufstätig bin. So war es für uns relativ einfach zu organisieren, dass die Kinder von heute auf morgen für längere Zeit zu Hause waren. Therapien sind in dieser Zeit aber komplett ausgefallen, weil diese ja sonst in der Schule stattfinden. Einfache Sachen wie Einkaufen gehen mussten neu organisiert werden. Das war nur möglich, wenn mein Mann frei hatte. Aus Angst uns anzustecken, wollten wir aber sowieso so wenig wie möglich unter fremde Leute gehen.
Ausklappen »
23.02.2021 -
Einsam, seltsam, ängstlich, unsicher, aufregend, neu, lustig, schön ... einfach anders!
Wir sind eine Familie mit zwei schwerbehinderten Kindern im Schulalter und wohnen relativ ländlich. Vor dem ersten Lockdown hätten wir uns eine solche Situation überhaupt nicht vorstellen können und dann war sie auf einmal da. Gut, dass ich als Mutter nicht berufstätig bin. So war es für uns relativ einfach zu organisieren, dass die Kinder von heute auf morgen für längere Zeit zu Hause waren. Therapien sind in dieser Zeit aber komplett ausgefallen, weil diese ja sonst in der Schule stattfinden. Einfache Sachen wie Einkaufen gehen mussten neu organisiert werden. Das war nur möglich, wenn mein Mann frei hatte. Aus Angst uns anzustecken, wollten wir aber sowieso so wenig wie möglich unter fremde Leute gehen. Unsere Perlen, die uns sonst im Alltag bei Bedarf unterstützen, haben wir lieber auch nicht mehr rein gelassen. Wir wollten und wollen es nicht riskieren, dass einer von uns Erwachsenen oder vielleicht sogar beide eine Corona-Infektion bekommen. Das können wir uns nicht leisten mit zwei Kindern mit PG 5 (Pflegegrad). Wie die Kinder eine solche Infektion verkraften, möchten wir lieber auch nicht ausprobieren.
Naja, langweilig war mir auf jeden Fall nicht mit den zweien zu Hause, aber irgendwie haben sich alle relativ gut mit der Situation arrangiert. Es war ja auch Frühling, wir haben ein Haus mit Garten und konnten so relativ einfach rausgehen. Auf der Hollywoodschaukel schaukeln, ein paar Schritte gehen und einfach das Wetter genießen.
Sehr schade war, dass wir den 18. Geburtstag unseres Großen nicht so besonders gestalten konnten, wie wir es geplant hatten. Der für diese Zeit geplante Aufenthalt im Hospiz fiel verständlicherweise aus, der „Geburtstagsbesuch“ im Freizeitpark und die Party konnten auch nicht stattfinden. Die Alternative, eine Toniefigur mit persönlichen Audioglückwünschen war dafür mega! Viele haben uns gesprochene, gedichtete, gesungene und komponierte Grüße geschickt, die wir auf die Figur geladen haben.
Die Vorbereitungen für den Wechsel von der Schule in die Förderstätte von ihm in diesem Jahr waren coronabedingt auch alle auf Eis gelegt. Die geplanten Praktika wurden abgesagt und keiner wusste, wann sie wieder möglich sind. Dabei haben wir uns frühzeitig darum bemüht, uns 2019 schon umgeschaut und ihn auf Listen verschiedener Einrichtungen setzen lassen.
Natürlich haben wir anfangs auch jede Pressekonferenz verfolgt und uns lange nirgends zugehörig gefühlt, wenn es um Kitas, Schulen usw. ging. Es hat einige Monate gedauert, bis auch mal Förderschulen mit angesprochen wurden. Zwischen Pfingst- und Sommerferien durften die Kinder dann wieder alle zwei Wochen für eine Woche in die Schule. Das waren dann zumindest für mich insgesamt drei Wochen zum Durchschnaufen und es war wieder etwas Normalität zu spüren. Auch die Kinder haben es genossen und haben gar nicht so schlecht auf die Betreuer mit Mundschutz reagiert.
Die Infektionszahlen und das Wetter haben es zugelassen, dass man sich draußen wieder mit Leuten treffen konnte und sogar unseren geplanten Urlaub konnten wir antreten. Was uns aufgefallen ist, die Biergärten waren durch die Abstandsregelungen endlich rollstuhltauglich! Man konnte ohne Probleme einen Rollstuhl mit etwas Abstand an den Tisch stellen ohne den kompletten Durchgang zu versperren. Das könnte auch nach Corona so bleiben! Der Sommer hatte fast ein bisschen was von Normalität, obwohl wir trotzdem vorsichtig waren bei allem was wir unternommen haben. Ein bisschen befremdlich waren unsere Tagesausflüge nach Österreich. Dort war zu dieser Zeit das Tragen von Mundschutz schon wieder größtenteils abgeschafft.
Im September startete die Schule wieder mit den ganz normalen Betreuungszeiten, nur die Therapeuten der Kinder wechselten. Es wurde darauf geachtet, dass Heim- und Schul-/Tagesstättenkinder nicht vom gleichen Personal betreut werden.
In der Schule lief alles super! Durch das Tragen der Masken und klaren Regelungen, dass kranke Kinder nicht in die Schule dürfen, waren unsere Kinder den ganzen Winter nicht krank … nicht mal einen Schnupfen hatten sie.
Womit wir aber nicht gerechnet haben, dass die Infektionszahlen so schnell wieder so stark steigen. So reduzierten wir bereits im Oktober unsere Kontakte wieder auf ein Minimum. Wir haben uns mit niemandem mehr getroffen und mein Mann arbeitet seit Anfang November nur noch im Homeoffice. Die Schule lief bis Mitte Dezember normal weiter. Dann waren wir einfach nur froh, bis dahin so gut durchgekommen zu sein und haben uns entschlossen, die Kinder ab sofort zu Hause zu lassen. Kurz danach kam die Regierung zum gleichen Ergebnis und hat die Schulen geschlossen.
Jetzt, 9 Wochen später wird es schon langsam zäh. Das überwiegend trübe, kalte und nasse Wetter macht die Situation nicht so einfach wie im Frühjahr letzten Jahres. Ich kann mit beiden Kindern alleine nicht raus bei so einem Wetter, weil ich bei uns nicht beide Rollis gleichzeitig schieben kann. Dafür ist es zu bergig und ich mag auch nicht ständig auf der Straße mit beiden laufen. Natürlich ist es schön, wenn man eine Familie hat, aber ich würde gerne auch mal wieder mit einer Freundin einen Kaffee trinken und quatschen. Telefonieren ist nicht das Gleiche. Außerdem sind die, die gesunde, schulpflichtige Kinder haben mit homeschooling beschäftigt und haben noch weniger Zeit als sonst. Auch die Pläuschchen mit Nachbarn am Gartenzaun gibt es im Winter so gut wie gar nicht.
Die Praktika in den Förderstätten konnten wegen der schnell steigenden Infektionszahlen im Herbst letzten Jahres nicht stattfinden. Deshalb wussten wir bis Ende Januar nicht, wie es in dieser Richtung weitergeht. Jetzt tut sich aber was und wir haben einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch im Februar und ein Praktikum im April. Naja, wenn man bedenkt, dass im Juli die Schulzeit vorbei ist, ist das auch nicht mehr viel Zeit. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir für unseren Sohn entweder einen Platz bekommen oder im Notfall die Möglichkeit einer Schulverlängerung besteht. Das müssen wir jetzt einfach auf uns zukommen lassen.
Egal wie die Lage ist, wir halten auch weiterhin durch und denken (meistens) positiv. Wir sind durch die Kinder ja schon immer etwas eingeschränkt im Alltag und haben keinen großen Freundeskreis. So wie es jetzt ist, ist es auf Dauer aber wirklich nicht schön. Wir setzen große Hoffnung auf die Impfung. Es wäre so schön, wenn wir in naher Zukunft wieder annähernd so unbeschwert leben könnten, wie vor Corona.
« Wieder einklappen