AUS DEM STIFTUNGSALLTAG


Hilfe für die Ukraine

Ein bemaltes Banner, auf dem die ukrainische Flagge abgebildet ist und der Schriftzug „Helfen wir“ geschrieben ist. Dies symbolisiert die Solidarität und Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Blindeninstituts Regensburg.

Der schreckliche Krieg in der Ukraine ließ auch Kolleginnen und Kollegen des Blindeninstituts Regensburg nicht kalt. Um ein Zeichen der Solidarität mit der unter dem Krieg leidenden ukrainischen Bevölkerung zu senden, startete unsere Kollegin Kerstin Dorfmüller einen Aufruf zu einer Spendenaktion für die Menschen, die im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzung auf unabsehbare Zeit ihre Heimat verlassen mussten. Durch die große Unterstützung der Mitarbeitenden, die zum Großteil noch am selben Tag entsprechende Hilfsmittel bei ihren Einkäufen besorgten, konnte Kerstin Dorfmüller bereits nach zwei Tagen einen ganzen VW-Bus füllen. Sie übergab die Waren an die Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye unter Leitung von Michael Buschheuer, der bereits die bekannte Seenotrettung Sea-Eye gegründet hatte. Der Bus war vollgeladen mit verschiedenen Produkten des medizinischen Bedarfs wie zum Beispiel Medikamenten, Verbänden und Desinfektionsmitteln, diversen Hygieneartikeln wie Handwaschmitteln, Shampoo oder Feuchttüchern, sowie Babysachen in allen Ausführungen (Windeln, Babynahrung, Babypflege­produkte). Mit weiteren Hilfs- und Gedenkaktionen bekundeten auch die anderen Blindeninstitute ihre Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine.

Das Blindeninstitut München erstrahlt bald in neuem Glanz

Ein Bild der Simulation, wie das Blindeninstitut München renoviert werden soll.
Gebäude des Blindeninstitut München

Der im Jahr 2020 begonnene Planungsprozess zur Renovierung der Fenster und Fassaden des wunder­schönen denkmalgeschützten Gebäudekomplexes in München-Neuhausen aus dem Jahr 1897 stellt alle Beteiligten vor immer neue Herausforderungen. Gleichzeitig gilt es, den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang sind bestimmte Materialien vorgeschrieben. Der Erhalt steht im Vordergrund unter Berücksichtigung heutiger Erkenntnisse, wie zum Beispiel bauphysikalischer Beurteilungen und statischer Prüfungen. Wie groß dieses Projekt sein wird, lässt sich anhand der Simulation rechts erahnen. In der Simulation ist das gesamte Haus eingerüstet, wohingegen die Bauphase voraussichtlich in vier Bauabschnitte eingeteilt ist, beginnend mit der Renatastraße, anschließend der Winthirstraße sowie der Romanstraße und abschließend mit den Büros der Frühförderung in der ehemaligen Kapelle inklusive ihrer Terrassen. Die Planungen sind fertiggestellt, der nächste Schritt sieht die Ausschreibungen vor. Die Bauphase wird mindestens zwei Jahre beanspruchen, geplanter Beginn ist im Jahr 2023. Wir freuen uns auf viele weitere Jahre in diesem strahlenden, geschichtsträchtigen und starken Haus.

Kunst & Kultur am Dachsberg – Neustart

Gut gelaunt und mit dem hoffnungsvollen Ausblick auf viele weitere Jahre „Kunst & Kultur am Dachsberg“ feierte das Blindeninstitut Rückersdorf im November 2019 das 25-jährige Jubiläum seiner bei Kunstschaffenden und Publikum gleichermaßen beliebten Veranstaltungsreihe. Dass von dem damals angekündigten Programm für das Jahr 2020 gerade mal der erste Termin Anfang Februar stattfinden würde, konnte damals niemand ahnen. Mehr als zwei Jahre sollte es dauern, bis dann am 18. Februar dieses Jahres das Konzert mit den Pegnitzschäfern Klangkonzepte und die Ausstellung mit André Debus nachgeholt werden konnten. Daniel Boldt, seit Jahresbeginn neuer Institutsleiter und in dieser Funktion Nachfolger von Mechthild Gahbler, zeigte sich bei seiner Begrüßung überzeugt, dass die Veranstaltungs­reihe auch unter erschwerten Bedingungen Bestand haben wird, und sagte dafür seine volle Unterstützung zu. Der Abend war ein gelungener Neustart, der für die Zukunft hoffen lässt. Verstärkt durch die künftige Mitarbeit von Mechthild Gahbler geht das Team um Rudi Lacher von Kunst & Kultur in die weitere Planung für das Jahr 2022 und freut sich auf viele Gäste auf dem Dachsberg.

Vertreter der Politik zu Gast im Blindeninstitut Rückersdorf

Politiker mit Institutsmitgliedern bei ihrem Besuch des Blindeninstituts Rückersdorf. Von links: Dr. Marco Bambach, Ingeborg Thron, Norbert Dünkel, Ralph Edelhäußer, Daniel Boldt, Johannes Ballas

Von links: Dr. Marco Bambach, Ingeborg Thron, Norbert Dünkel, Ralph Edelhäußer, Daniel Boldt, Johannes Ballas

Das Blindeninstitut Rückersdorf versteht sich als facettenreicher Ort, der blinden, seh- und mehrfach­behinderten Kindern und Jugendlichen eine Teilhabe am Leben ermöglicht. Um sich einen Eindruck davon zu machen, waren im April 2022 neben dem CSU-Bundestagsabgeordneten Ralph Edelhäußer und dem CSU-Landtagsabgeordneten Norbert Dünkel auch Ingeborg Thron vom CSU-Ortsverband Rückersdorf sowie der Erste Bürgermeister von Rückersdorf Johannes Ballas zu Gast. Einblicke in das Leben und Lernen am Dachsberg vermittelten Stiftungsvorstand Dr. Marco Bambach und Institutsleiter Daniel Boldt. Das Fazit der Besucher: Man sehe eine Notwendigkeit zur erhöhten finanziellen Förderung sonder- und heilpädagogischer Schul- und Wohneinrichtungen. Darüber hinaus gelte es, die Gesellschaft für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren und dem herrschenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Integration der Institutionen in das Kommunalleben sei ebenso eine Grundlage für die erfolgreiche Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben. In Rückersdorf existiere bereits eine gute Kooperationsarbeit mit der Gemeinde, wie Boldt und Ballas unisono betonten.

Bayernweites Präventions­Programm „Hören und Kommunikation in Pflege­einrichtungen“

Eine Seniorin welche Kopfhörer auf hat.

Sich mitteilen können, verstanden werden und andere verstehen können – Kommunikation ist ein Grund­bedürfnis aller Menschen. Um diese wichtige Fähigkeit auch im Alter trotz Sinnes­beeinträcht­igungen möglichst lange aufrechtzuerhalten und pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren mit Hörbeeinträchtigungen gezielt zu stärken, hat das Blindeninstitut Würzburg im Oktober 2021 durch die Förderung verschiedener bayerischer Pflegekassen ein neues Präventions­projekt gestartet. Mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege und in Kooperation mit der Human­wissenschaftlichen Fakultät, Fachbereich Audiopädagogik, der Universität zu Köln, wird das Präventionsprogramm auch wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Ziel ist es, Problemen im Hören und in der Kommunikation präventiv entgegenzuwirken und pflege­bedürftige Seniorinnen und Senioren in ihrer Selbstständigkeit, in ihrer Kontaktgestaltung mit ihrem sozialen Umfeld und in ihrer Lebensfreude zu stärken. Das interdisziplinäre Präventionsteam des Blindeninstituts Würzburg freut sich auf diese Aufgabe, in der es über drei Jahre hinweg 75 Einrichtungen in ganz Bayern beraten und schulen wird, ebenso wie auf die Zusammenarbeit innerhalb des Instituts.

„Wandern mit andern“

Bewegung an der frischen Luft macht auch im Rollstuhl Spaß

Ein Kind im Rollstuhl, welches von einem Betreuer bei der Wanderung begleitet wird.

Lucas und Kevin zeigen, wie die Gebärde für das Wort „Wandern“ aussieht.

Unter dem Motto „Wandern mit andern“ entdecken immer mehr Klassen der Bentheim-Schule im Blindeninstitut Thüringen ihre Begeisterung für das Wandern. Die schönsten Wanderrouten und Ausflugsziele sammeln die Schülerinnen und Schüler schon seit Beginn des Schuljahres in einer kleinen Chronik. Die Erfahrungsberichte zeigen, wie vielfältig die Schülerschaft ist und wie kreativ die Klassen das Thema umsetzen. Dabei kommt es nicht auf gelaufene oder gerollte Kilometer und außergewöhnliche Orte an – die Hauptsache ist die Bewegung an der frischen Luft. Das ist besonders in Klassen, die auf den ersten Blick nicht so mobil sind, gar nicht so einfach. Natürlich wollten die Schülerinnen und Schüler dabei auch die Gebärde für das Wort „Wandern“ lernen. Wie diese geht, zeigen Lucas Spindler und Kevin Nitschke aus der Tagesschulklasse 5 auf dem Bild oben. Ihre Klasse legte auf dem Rennsteig eine 5-Kilometer-Wanderung zurück – eine stolze Leistung!

Eine Gruppe junger Menschen beim Wandern. Die rechte Person im Vordergrund trägt eine Brille und hat eine grüne Jacke an. Er läuft gemeinsam mit einem jungen Mann in blauer Jacke.
Drei Personen in Rollstühlen, welche von Betreuerinnen begleitet werden.

Offener Brief an Bundes­gesundheits­minister Lauter­bach

35-Stunden-Woche, mehr Personal und weniger Bürokratie: Seit September 2020 engagiert sich die Blindeninstitutsstiftung im Aktionsbündnis „Dienst-Tag für Menschen“ für bessere Rahmenbedingungen in der Behindertenhilfe, der Pflege und dem Gesundheitswesen. Nach über 80 Demonstrationen in Würzburg, München, Nürnberg und Amberg und einer öffentlichen Talkrunde mit unterfränkischen Abgeordneten vor der Bundestagswahl 2021 schrieb das Bündnis nun einen offenen Brief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Darin fordert es ein schnelles und beherztes Handeln und eine grundlegende Finanzierungsreform des Gesundheits- und Pflegesystems: weg vom Leitprinzip der Wirtschaftlichkeit, zurück zur Daseinsvorsorge. Sowohl Edgar Franke, der Parlamentarische Staatssekretär von Karl Lauterbach, als auch die Pflege­bevoll­mächtigte der Bundesregierung Claudia Moll reagierten auf den offenen Brief. Sie signalisierten großes Verständnis für die Dringlichkeit des Anliegens und zeigten sich offen für einen gemeinsamen Austausch. Auch mit der unterfränkischen Staatssekretärin im Gesundheitsministerium Sabine Dittmar ist ein Treffen in Berlin geplant. Mehr unter: www.dienst-tag.de

Ein Mädchen sitzt an einem Tisch und spielt ein Brettspiel.

Der Vielfalt neue Räume geben

Seit Anfang März bietet das Blindeninstitut Aschaffenburg mit der Außenstelle der Graf-zu-Bentheim-Schule der lebendigen Vielfalt blinder, seh- und mehrfachbehinderter Kinder und Jugendlicher Raum. Aus dem ehemaligen Blindeninstitut Untermain mit den beiden Standorten in Elsenfeld und Niedernberg wurde ein Förderzentrum Sehen mit vielen Perspektiven: In den Klassen-, Gruppen-, Fach- und Therapieräumen sowie im Schwimmbad und Außenbereich ist eine gezielte Weiterentwicklung realisierbar. Ein besonderes Highlight ist der Raum der Sinne, in dem die jungen Menschen ihr Sehen, Hören und Fühlen aktiv und selbstwirksam erleben können. Die Frühförderung Sehen begleitet Kinder und deren Familien im Bereich Aschaffenburg und Miltenberg. Der Mobile Sonderpädagogische Dienst unterstützt zahlreiche Schülerinnen und Schüler in anderen Schulen. Für die Zukunft heißt es: sich am neuen Standort verankern und noch mehr Kindern und Jugendlichen ein Ort für lebendige Vielfalt zu werden, unabhängig von ihrer Behinderung.

Kinder musizieren gemeinsam mit Trommeln und Schellenringen.
Kinder und Jugendliche sind zusammen mit ihren Betreuern draußen unterwegs.

Die zweite Gründung der Blinden­instituts­stiftunG

Seit 50 Jahren gibt es Angebote für blinde Menschen mit Mehrfach­behinderung

Historisches Schwarz-Weis Foto aus der Zeit von 1972. Von links Bezirkspräsident Franz Gerstner, Stiftungsdirektor Paul Eupen, sein Nachfolger im Amt Jürgen Hertlein und dessen Stellvertreter Hans Neugebauer.

Von links: Bezirkstagspräsident Franz Gerstner, Stiftungsdirektor Paul Eupen, sein Nachfolger im Amt Jürgen Hertlein und dessen Stellvertreter Hans Neugebauer

In ihrer bewegten und bis 1853 zurückreichenden Geschichte stand die Blinden­institutsstiftung nie kürzer vor der Auflösung als vor 50 Jahren. Über Jahre hinweg war die Anzahl blinder Schülerinnen und Schüler geschrumpft, bis es im Schuljahr 1972/73 nur noch 16 Kinder und Jugendliche in zwei Klassen waren. Das damalige Schulgesetz schrieb mindestens vier Klassen vor. Das Bayerische Kultusministerium stellte daher in einem Schreiben vom 15. Dezember 1972 die Förderung der Würzburger „Blindenschule“ zum Ende des Schuljahres ein. Ohne Schule gab es auch keine Grundlage mehr dafür, die Betreuung und Unterbringung der blinden und sehbehinderten Menschen zu finanzieren. Folglich kündigte der Bezirk Unterfranken seinen Vertrag mit der Blinden­institutsstiftung und kündigte an, den damaligen Direktor Paul Eupen nach dessen Eintritt in den Ruhestand zum Sommer 1973 nicht mehr nachzubesetzen. Erschwerend kam hinzu, dass die Ordensschwestern ihren Vertrag zur Betreuung der „Internats-“ und „Altersheimbewohner“ bereits zum Ende des Jahres 1971 gekündigt hatten. Die Stiftung musste seitdem eigenes Personal dafür beschäftigen.

Historisches Schwarz-Weis-Foto. Ordensschwestern mit Schülerinnen der damaligen Blindenschule beim Hauswirtschaftsunterricht

Hauswirtschaftsunterricht

Erste Schule für blinde Kinder mit weiteren Behinderungen in Deutschland Alles in allem schien die Auflösung der Blindeninstitutsstiftung, die zuvor zwei Weltkriege, die Geld­entwertungen und die völlige Zerstörung ihrer Gebäude überstanden hatte, unabwendbar. Ohne zu wissen, wie lange der Betrieb aufrechterhalten werden konnte, traf der damalige Stiftungsvorstand die mutige Entscheidung, trotzdem weiterzumachen. Dafür gab es vor allem zwei Gründe. Seit 1969 besuchten nicht mehr nur blinde, sondern auch erstmals sehbehinderte Kinder die Würzburger „Blindenschule“. Im Schuljahr 1972/73 waren es bereits 45 Schülerinnen und Schüler. Aufgrund einer Eltern- initiative hatte die Blinden­instituts­stiftung außerdem eine Klasse mit fünf Kindern eingerichtet, die neben der Blindheit zusätzliche Behinderungen hatten und daher von allen anderen Schulen abgelehnt worden waren, weil sie als „bildungs­unfähig“ galten. Das war damals einzigartig in Deutschland und für viele andere „Blindenschulen“ nicht vorstellbar. Neuordnung des bayerischen Schulwesens sichert Fortbestand Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit den damaligen „Blindeneinrichtungen“ in Bayern traf das Bayerische Kultusministerium 1973 die wegweisende Entscheidung, das Blinden- und Sehbehinderten­bildungswesen komplett neuzuordnen. Die Blinden­instituts­stiftung wurde zur einzigen bayerischen Schule für blinde und sehbehinderte Kinder mit weiteren Beeinträchtigungen. Wie groß der Bedarf an einer solchen Spezial­einrichtung war, zeigte sich schon bald. Bereits 1978 waren es mehr als 100 mehrfach­behinderte Schülerinnen und Schüler. Ein rasantes Wachstum, das sich bis heute fortsetzt. Diese beherzte und visionäre Entscheidung der damaligen Stiftungs­leitung und des Kultus­ministeriums, die man getrost als zweite Gründung der Blinden­institutsstiftung bezeichnen kann, werden wir im September 2022 bei einer Jubiläums­veranstaltung würdigen. Der Anlass macht Mut in der heutigen Zeit und zeigt: Aus einer existenzgefährdenden Krise kann eine Stiftung gestärkt hervorgehen, wenn sie bereit ist, sie als Chance zu begreifen.

Mehr über die „zweite Gründung“ der Blinden­instituts­stiftung erfahren Sie in der Stiftungs­chronik, die Sie als PDF-Datei unter www.blindeninstitut.de/geschichte kostenlos herunter­laden oder als Buch im Verlag edition bentheim bestellen können.