AUS DEM STIFTUNGSALLTAG


Von der Werkstatt ins Homeoffice

Corona regt neue Lösungen an

Aufgrund der Corona-Pandemie schloss die Bentheim-Werkstatt in Würzburg zum 18.03.2020 für drei Monate ihre Türen. Für einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung schnürten wir Arbeitspakete, die sie in den Wohngruppen bearbeiten konnten. Nach der teilweisen Wiederöffnung erreichten uns ein paar Zeilen von einer Mitarbeiterin:

Hallo zusammen, ich möchte euch heute mal meine Gedanken schreiben … Mir hat das Homeoffice in den letzten Wochen sehr gut gefallen. Ich war manchmal bis nachts um 23.30 Uhr in meinem Zimmer vor meiner Vorrichtung gesessen und habe Drähte gewickelt und geschnitten. Dabei konnte ich Musik hören. Manchmal besuchte mich auch ein Mitbewohner und wir plauderten dabei oder hörten gemeinsam Bayern 3. Ich fand es toll, dass ich ausschlafen konnte und selbst entscheiden durfte, wann ich mit der Arbeit beginne. Dadurch habe ich sehr viel geschafft und meine Gruppenleitung hat sich sehr gefreut. Vor Corona war ich morgens sehr oft müde, es fiel mir immer sehr schwer, morgens sooooo bald aufzustehen, und deshalb war ich auch oft schlecht gelaunt. (…) Jetzt meine Frage an euch alle: Wäre es möglich, dass ich weiterhin Homeoffice machen kann? Ich fände es toll, wenn ich am Montag und am Freitag im Homeoffice arbeiten könnte und Dienstag, Mittwoch und Donnerstag würde ich in die Werkstatt zum Arbeiten gehen. (…) Eure K. S.

Diese Zeilen regen zum Nachdenken an, welche Schlüsse man aus den Erfahrungen während Corona ziehen könnte. Manche Bedürfnisse oder auch Potenziale unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen wir im Regel-Alltag teilweise gar nicht wahr oder es fehlen einfach die Lösungsansätze. Vielleicht lehrt uns Corona, in Zukunft näher hinzuschauen und unsere Gedanken für flexible Lösungen zu öffnen.

Lieber mit Abstand als gar nicht

Neue Regeln für die Bentheim-Schule

Mit der schrittweisen Öffnung der Bentheim-Schule des Blindeninstituts Thüringen mussten die neuen Klassenregeln eingeführt und besprochen werden. In der Tagesschulklasse 4 kommunizieren viele Schülerinnen und Schüler mit Gebärden und sogenannten Metacom-Symbolen. Lukas Hugo hat die neuen Regeln gut verstanden und findet: „Das ist machbar: lieber Schule mit Regeln als keine Schule!“

Ein Junge im grünen T-Shirt bestätigt mit einem Daumen nach oben, dass er die Hygieneregeln verstanden hat.

Fehlender Mund-Nasen-Schutz

Das Blindeninstitut Rückersdorf hilft sich selbst

Der Schutz unserer Klientinnen und Klienten liegt uns sehr am Herzen. Zu Beginn der Corona-Krise waren unsere Vorräte an Mund-Nasen-Schutzmasken schnell aufgebraucht. Die Beschaffung war trotz intensiven Bemühens nicht möglich. Um trotzdem die Hygienemaßnahmen aufrechterhalten zu können, wurden in kürzester Zeit Mund-Nasen-Schutzmasken in Eigenregie hergestellt. Nach Anfertigung eines Prototyps mit anschließender Testung produzierten wir innerhalb kürzester Zeit 120 Stück für die Erstversorgung selbst. Zwei Kolleginnen aus Wäscherei und Tagesstätte arbeiteten mit vollem Einsatz, um eine flächendeckende Ausstattung zur Verfügung stellen zu können.

Hygiene-aushänge mal anders

Kreative Hinweise kommen gut an

Wie schafft man es, unsere Klientinnen und Klienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Hygieneregeln auf ansprechende Art und Weise zu erinnern? Im Blindeninstitut Regensburg hatte die freischaffende Künstlerin und Lehrerin für Kunsterziehung, Mariana Steiner, die richtige Idee: Mit handgemalten Zeichnungen verlieh sie den AHA-Regeln einen freundlicheren Anstrich. Die Aushänge haben für viel Aufmerksamkeit gesorgt und wurden sehr gelobt. Das einstimmige Fazit lautete: Viel schöner als ein gedrucktes Bild aus der Retorte!

Handgemalte Zeichnungen von Mariana Steiner zur Erklärung der Hygieneregeln.

­Eröffnung einer Heil­pädagogischen Tages­stätte

Neues Förderangebot für Vorschulkinder

Eine Frau spielt mit einem Vorschulkind an einem Kugelbahn-Haus.

Im Blindeninstitut Würzburg ist die SVE schon immer ein fester Bestandteil der Graf-zu-Bentheim-Schule. Über die Jahre wurde hier den noch nicht schulpflichtigen Kindern in vier bis fünf SVE-Gruppen eine gezielte Förderung und Entwicklung am Vormittag ermöglicht. Nachmittags besuchten einige der Kinder die allgemeine heilpädagogische Tagesstätte. Aufgrund der hohen Nachfrage von Eltern wurde jetzt eine eigene SVE-Tagesstättengruppe für die Zeit nach dem Unterricht gegründet. In der neuen Tagesstättengruppe werden Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren mit Mehrfachbehinderungen betreut. Neben der Förderung des Sehens, der Sprache, der Motorik und der Unterstützung im sozial-emotionalen Bereich liegt die wesentliche Zielsetzung in der Gesamtentwicklung des Kindes als Vorbereitung auf die Einschulung. Ergänzend zur Schulvorbereitung am Vormittag werden jetzt in der heilpädagogischen Tagesstätte weitere gezielte Förderungen angeboten. Je nach Bedarf führt auch der Fachdienst spezifische, auf die verschiedenen Beeinträchtigungen der Kinder individuell abgestimmte Förderungen einzeln oder in Kleingruppen durch.

Für Eltern von Kindern mit Mehrfachbeeinträchtigungen ist die damit verbundene Ganztagesbetreuung eine attraktive Ergänzung.

­Verdienst­kreuz am Bande

Auszeichnung für Peter Heusinger

Der langjährige Stiftungs­rats­vor­sitzende Peter Heusinger hat das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Bei der Feierstunde am 14. Februar 2020 in der Würzburger Residenz überreichten ihm Staatssekretär Gerhard Eck und Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann die Auszeichnung für sein langjähriges und vielfältiges Engagement unter anderem für die Blindeninstitutsstiftung. Zu den Gratulanten der ersten Stunde zählten der aktuelle Stiftungsratsvorsitzende Walter Herberth und die Vorstände Johannes Spielmann und Dr. Marco Bambach.

Gruppenbild mit Walter Herberth, Gerdi und Peter Heusinger, Johannes Spielmann und Dr. Marco Bambach.

Gemeinsame Freude (v. l.): Walter Herberth, Gerdi und Peter Heusinger, Johannes Spielmann und Dr. Marco Bambach.

Teilhabe­be­ratung (EUTB) geht in die Verläng­erung

Unser Ziel ist es, Menschen in ihrem Bestreben nach Eigen­­ver­antwort­lich­keit und Selbstbestimmung zu stärken“, schreiben wir in unserem Leitbild. Diese für unsere Arbeit grundlegende und wichtige Haltung können wir mit der Teilhabeberatung „Sehen +“ am Blindeninstitut München und „Sehen Plus“ Würzburg nun für zwei weitere Jahre in unserer Be­ratungs­­arbeit nach außen tragen: Im August bewilligte das Bundes­ministerium für Arbeit und Soziales die zweite Förderperiode. Im gesamten Bundesgebiet wurden seit 2018 500 neue Beratungs­ange­bote ins Leben gerufen mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung oder von Behinderung bedrohte Menschen und deren Angehörige zu allen Fragen der Teilhabe zu beraten. Diese sogenannte „Ergänzende unabhängige Teilhabe­beratung (EUTB)“ wird aus Bundes­mitteln finanziert. Das mobile Beratungsangebot „SehMobil“ am Blindeninstitut München, das bis 2018 fünf Jahre aus Spendenmitteln finanziert wurde, konnte dabei in eine staatliche Förderung mit drei Personalstellen überführt werden. Das Blindeninstitut München berät mit der EUTB „Sehen +“ schwerpunktmäßig Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit und weiteren Behinderungen im gesamten südbayerischen Raum. Menschen aus dem nordbayerischen Raum und der Oberpfalz können sich an die Teilhabeberatung „Sehen Plus“ am Blindeninstitut Würzburg wenden. Viele der Ratsuchenden haben massive Teilhabe-Beeinträchtigungen in allen Lebensbereichen. In unserem Team arbeiten deshalb Kolleginnen und Kollegen, die selbst eine Behinderung haben oder Angehörige sind, gemeinsam mit Fachleuten aus dem Bereich Sehbe­hinderung/­Blindheit und Unterstützter Kommunikation. Die vielen Anfragen und die Rückmeldungen der Ratsuchenden zeigen, dass mit diesem Angebot eine Lücke im komplexen Hilfesystem geschlossen werden konnte.

Logo EUTB® Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung
Logo Gefördert durch: Bundesministerium für Arbeit und Soziales aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Anders sehen

Neuer Stiftungsfilm gibt Antworten

Wie kann man Musik mit dem ganzen Körper fühlen? Was ist eine Förderstätte für erwachsene Menschen? Wie lernen taubblinde Kinder, sich zu verständigen? Antworten auf diese Fragen und einen Einblick in die Lebenswelt der Menschen, die wir in der Blindeninstitutsstiftung begleiten, erhalten Sie in unserem neuen Film „anders sehen“. Sie finden ihn auf unserem YouTube-Kanal oder auf unserer Webseite unter: www.blindeninstitut.de/film

Bild eines Tablets, auf dem das Vorschaubild zum neuen Stiftungsfilm zu sehen ist.