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Unsere Kernkompetenz Gesundheit und Pflege

Handeln und behandeln: Worauf es bei Gesundheit und Pflege unserer Klient*innen besonders ankommt

Die blinden und sehbehinderten Menschen, die in unseren Blindeninstituten leben, haben zusätzlich meist weitere komplexe Behinderungen und gesundheitliche Besonderheiten. Das hat einen großen Einfluss auf ihren Alltag, ihr Lernen, ihre Wohn- und Beschäftigungssituation. Eine gelingende Pflege und medizinische Begleitung ermöglichen heute auch Menschen mit komplexer Behinderung ein längeres Leben.

So hatten beispielsweise Menschen mit Trisomie 21 vor hundert Jahren eine Lebenserwartung von 9 Jahren, heute sind es rund 60 Jahre. Ähnlich sieht es bei Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung aus. Personen mit leichten geistigen Behinderungen werden heute durchschnittlich schon 74 Jahre alt und leben kaum kürzer als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung mit 80 Jahren. Damit leiden aber auch sie an typischen und besonderen Krankheiten, die im Alter auftreten können.

Wenn es um die Gesundheit und Pflege von behinderten Menschen geht, stellen sich ganz besondere Fragen: Welche Krankheitsrisiken sind bei unseren Klient*innen zu erwarten? Wie erfahren wir von gesundheitlichen Problemen, wenn sie in ihrer Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt sind? Ist eine präventive Gesundheitsvorsorge geeigneter als nur bei Bedarf zu handeln? Und nicht zuletzt: Wo gibt es überhaupt spezialisierte Fachkräfte, die behinderte Menschen behandeln und pflegen können?

Erst seit 2015 gibt es die gesetzliche Grundlage in Deutschland, eine spezialisierte medizinische Behandlungsstruktur für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen aufzubauen. Bis heute entstanden über 50 medizinische Zentren für Erwachsene mit geistiger und mehrfacher Behinderung (MZEB) – eines davon im Blindeninstitut in Würzburg, das sich auf die Diagnose und Behandlung von Patient*innen mit Seheinschränkungen und weiteren Behinderungen konzentriert. Daneben beschäftigen wir in allen Blindeninstituten beratende examinierte Pflegekräfte, die in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Ärzte-, Therapeuten- und Begleitteams die tägliche Pflege unserer Klient*innen koordinieren und anleiten.

Kompetenzfeld Sehen

Mehr als 80 Prozent unserer Umwelt nehmen wir über die Augen wahr. Damit ist das menschliche Auge unser wichtigstes Sinnesorgan. Es ist unsere Kamera, mit der wir unsere Umgebung entdecken, uns orientieren und uns bewegen. Es ist unser Scanner, mit dem wir nicht nur Wissen aufnehmen, sondern auch die Gefühle unseres Gegenübers erfassen können

In einem dunklen Raum sitzt ein kleines Mädchen im Rollstuhl. Vor ihm kniet ein Mann, der einen Glitzerstab mit Bändern in der Hand hält. Das Mädchen greift nach den Bändern und lacht.

Kompetenzfeld Kommunikation

Wir sind umfassend geschult in den Bereichen nonverbale Kommunikation auch bei blinden/sehbehinderten Menschen, da dies den Grundpfeiler unserer Arbeit darstellt.

Auf einem Schultisch steht ein rosafarbiges Tablet, auf das eine Schülerin blickt. Auf dem Bildschirm sind verschiedene Symbole und Grafiken zu sehen.

Medizinisches Behandlungszentrum für erwachsene Menschen mit komplexer Behinderung (MZEB)

Menschen mit schwerer Beeinträchtigung haben einen besonderen medizinischen Bedarf, der sich aus ihrem behinderungsspezifischen Krankheitsbild, Folgeerkrankungen und teilweise jahrelanger Medikamenteneinnahme ergibt. Im MZEB Würzburg können wir diesen besonderen Patient*innen eine für sie entsprechende Diagnostik mit ausreichend zeitlichen und fachlichen Ressourcen anbieten, wenn eine Haus- oder Facharztpraxis sie zu uns überweist.

Links ist ein Mann im lilafarbenen Poloshirt, der durch ein augenärztliches Gerät sieht. Zwischen dem Gerät und einer Patientin, die im Vordergrund verschwommen zu erkennen ist, hält er mit ausgestrecktem Arm eine kleine runde Lupe. Er führt eine Augenuntersuchung durch.

Wie wir Gesundheitsvorsorge und Pflege verstehen

Wir sind überzeugt davon, dass das Leben von behinderten Menschen ganz maßgeblich durch ihren Gesundheits- und Pflegezustand beeinflusst wird. Regelmäßige medizinische Vorsorgeuntersuchungen und eine qualitativ hohe Pflege stabilisieren ihr körperliches Wohlbefinden und ermöglichen ihnen ein ausgefülltes Alltagsleben. Damit sind Gesundheit und Pflege eine Grundvoraussetzung dafür, dass wir unsere Klient*innen fördern und ein weitgehend selbstbestimmtes Leben ermöglichen können.

Unsere Begleitteams tragen Sorge dafür, dass medizinische Untersuchungen regelmäßig terminiert und durchgeführt werden. Denn eine frühe Diagnose kann auch behinderten Menschen helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die Untersuchung kann in Würzburg im eigenen MZEB stattfinden, in München und Thüringen durch Ärzt*innen in den Blindeninstituten oder aber in Fach- und Hausarztpraxen, mit denen wir an den einzelnen Standorten kooperieren. In unserem Netzwerk decken wir alle erdenklichen ärztlichen Disziplinen ab, von Hausarztpraxen bis hin zu Fachärzt*innen für Augen, Ohren, Innere Medizin, Onkologie, Endokrinologie, Orthopädie, Haut oder Zähne.

Aufgrund ärztlicher Diagnosen und Behandlungsempfehlungen können sich Maßnahmen der Grund- und Behandlungspflege ergeben. Unsere examinierten Pflegekräfte in allen Blindeninstituten klären, ob wir eine an den Expertenstandards orientierte Pflege mit eigenen Ressourcen durchführen können oder Unterstützung von externen ambulanten Pflegeteams benötigen. Dabei sind bei uns auch die meisten pädagogischen und begleitenden Fachkräfte darin ausgebildet, ihre Klient*innen zu pflegen. Denn die Pflege von behinderten Menschen bedarf Vertrauen und Kommunikationsfähigkeit, die vor allem direkte Bezugspersonen aufgebaut haben.

Das medizinische Untersuchungsergebnis kann physio- und ergotherapeutische als auch logopädische und psychotherapeutische Behandlungen erfordern. Hierfür haben wir entweder eigene Angebote in den Blindeninstituten oder kooperieren mit entsprechenden Partnern. Die Gesundheitsvorsorge und Pflege kann nur dann gelingen, wenn wir uns interdisziplinär mit allen Beteiligten über die individuelle Situation der behinderten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen austauschen. Gemeinsam finden wir die bestmögliche Lösung für ihre Gesundheit, ihre Pflege, ihre persönliche Entwicklung und ihr Sozialleben.

Medizinisches Behandlungszentrum für erwachsene Menschen mit komplexer Behinderung (MZEB)

Menschen mit schwerer Beeinträchtigung haben einen besonderen medizinischen Bedarf, der sich aus ihrem behinderungsspezifischen Krankheitsbild, Folgeerkrankungen und teilweise jahrelanger Medikamenteneinnahme ergibt. Im MZEB Würzburg können wir diesen besonderen Patient*innen eine für sie entsprechende Diagnostik mit ausreichend zeitlichen und fachlichen Ressourcen anbieten, wenn eine Haus- oder Facharztpraxis sie zu uns überweist.

Medizinisch-therapeutische Angebote

An unseren Blindeninstituten führen speziell für komplexe Behinderungen ausgebildete, erfahrene Therapeut*innen physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Behandlungen durch. Fachkräfte aus Psychologie, Medizin und Musiktherapie, Sozial- und Heilpädagogik, Rehabilitation und Orthoptik arbeiten eng mit ihnen zusammen.

Wohnen Erwachsene

In unseren Blindeninstituten in Würzburg, Regensburg und Thüringen leben und wohnen blinde und sehbehinderte Erwachsene, die noch von weiteren Behinderungen betroffen sind. Sie finden hier ein Zuhause, das ihnen einen barrierefreien Lebensraum und ein verständnisvolles soziales Umfeld gibt

Wohnen Kinder und Jugendliche

In unseren Blindeninstituten leben und wohnen blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche, die noch weitere Behinderungen haben. Sie finden bei uns ein Zuhause, in dem sie sich geschützt und geborgen fühlen. In barrierefreien Räumen begleiten wir sie in ihrem Alltag und gehen verständnisvoll auf ihre Interessen ein

Unsere Angebote

Wir begleiten blinde und sehbehinderte Menschen mit weiteren zum Teil komplexen Behinderungen durch ihr Leben. Sie finden Unterstützungsangebote für jede Lebensphase: von kurz nach der Geburt bis ins hohe Alter.

Ein Mädchen mit Brille und Zahnlücke steht an einem Metallgeländer im Freien und lacht. Im Hintergrund sind unscharf weitere Menschen und Spielgeräte zu sehen.

Was das Kompetenzfeld Gesundheit und Pflege umfasst

Wir möchten, dass es unseren Klient*innen gesundheitlich so gut wie möglich geht. Denn nur wenn sie sich wohlfühlen und möglichst wenig Schmerzen und Einschränkungen spüren, haben sie Freude daran, sich weiterzuentwickeln und sozial zu interagieren. Wir haben oder vermitteln folgende Kompetenzen im medizinischen und pflegerischen Bereich:

Ärztliche Kompetenz

  • Eigene ärztliche Angebote
  • Kooperationspartner
  • Kommunikation durch Begleitpersonen

Pflegekompetenz

  • Grundpflege
  • Behandlungspflege
  • Schmerzmanagement
  • Palliativpflege

Therapeutische Angebote

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Psychotherapie

Wie wir unsere Qualität sichern

Die Blindeninstitutsstiftung verbindet in einem Qualitätszirkel Gesundheit und Pflege die Verantwortlichen des Gesundheits- und Pflegemanagement der einzelnen Blindeninstitute. Sie analysieren fachliche Entwicklungen und Initiativen in den einzelnen Instituten, führen stiftungsweite Prozesse zusammen und entwickeln die Kernkompetenz Gesundheit und Pflege stetig weiter. Gemeinsam werden auch einzelne Klientenfälle analysiert und aus Sicht des Pflegemanagements diskutiert.

Der Qualitätszirkel stellt sicher, dass die neuesten Expertenstandards in der Pflege in den Blindeninstituten zur Anwendung kommen – dafür bilden sich die verantwortlichen Pflegekräfte kontinuierlich weiter. Sie vernetzen sich zudem mit anderen Einrichtungen, koordinieren Fortbildungsangebote und erstellen Infomaterial für alle Mitarbeitenden. Gesundheit und Pflege sind verbindliche Themen in allen mitarbeiterbezogenen Aktivitäten wie Mitarbeitergesprächen, Leitungsrunden und Fortbildungsplanung. Besonders das Thema Pflege betrifft alle Ressorts und ist interdisziplinär verortet.

Unsere Pflegefortbildungen für Mitarbeitende

Wir qualifizieren unsere Mitarbeitenden in zwei Stufen: Basiswissen zur Grund- und Behandlungspflege und zusätzliches Wissen, das sie bei der Begleitung unserer Klient*innen unterstützt. Im Basiswissen werden einzelne Elemente der Grundpflege erläutert, Hilfsmittel und Kommunikationsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Pflege vorgestellt. Die Module der Behandlungspflege umfassen zum Beispiel Aspekte der Medikamentengabe, Ernährung, Unterstützung der Atmung, Prophylaxen, Versorgung einfacher Wunden und subkutane Injektionen.

Das zusätzliche Wissen umfasst spezifische Fragestellungen der Pflege, das intensive Erlernen verschiedener Expertenstandards, Maßnahmen bei epileptischen Anfällen und Notfällen sowie palliative Pflege. Diese Fort- und Weiterbildungen können intern und extern durchgeführt werden.

Wo es mehr Informationen gibt

Wenn Sie mehr über Gesundheit und Pflege erfahren möchten, empfehlen wir diese Bücher und Internetseiten:
  • Schulze Höing, Annelen (2022): Pflege von Menschen mit geistigen Behinderungen: Gesetzliche Grundlagen, Pflegebedarfsanalyse, Praxiswissen Pflege. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.
  • Sappok, Tanja (2018): Psychische Gesundheit bei intellektueller Entwicklungsstörung: Ein Lehrbuch für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.
  • Martin, Peter & Fellinger, Johannes (Hrsg., 2004-heute): Inklusive Medizin: Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Würzburg: Edition Bentheim. Erscheinungsweise: 2x jährlich.
  • Kostrzewa, Stephan (2020): Menschen mit geistiger Behinderung palliativ pflegen und begleiten: Palliative Care und geistige Behinderung. Bern: Hogrefe Verlag.
  • Website der Deutschen Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung e.V. (DGMGB): https://dgmgb.de
  • Website der Deutschen Gesellschaft für seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung e.V. (dgsgb): https://dgsgb.de
  • Stiftung Leben pur: https://stiftung-leben-pur.de