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In einem dunklen Raum sitzt ein kleines Mädchen im Rollstuhl. Vor ihm kniet ein Mann, der einen Glitzerstab mit Bändern in der Hand hält. Das Mädchen greift nach den Bändern und lacht.

Unsere Kernkompetenz Sehen

Sehen ist nicht gleich sehen: Wie wir Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit stärken und begleiten

Mehr als 80 Prozent unserer Umwelt nehmen wir über die Augen wahr. Damit ist das menschliche Auge unser wichtigstes Sinnesorgan. Es ist unsere Kamera, mit der wir unsere Umgebung entdecken, uns orientieren und uns bewegen. Es ist unser Scanner, mit dem wir nicht nur Wissen aufnehmen, sondern auch die Gefühle unseres Gegenübers erfassen können.

Allen unseren Klient*innen sehen gar nichts oder nur eingeschränkt. In unserer visuell ausgerichteten Welt stellt sie das vor besondere Herausforderungen. Deshalb setzen wir in der Blindeninstitutsstiftung unseren Fokus auf die Kernkompetenz Sehen.

Wir ermitteln, wie viel genau die Kinder und Erwachsenen noch sehen können. Wir zeigen ihnen auf, wie sie ihr Sehvermögen verbessern oder ihre anderen Sinne schärfen können. Wir machen ihnen Mut, trotz ihrer Seheinschränkungen ihre Persönlichkeit auszuleben und aktiv am Leben teilzunehmen. Und wir entwickeln gemeinsam mit ihnen Strategien, wie sie sich in der Schule, im Beruf und in der Freizeit zurechtfinden können.

Wie wir Sehen verstehen

Wie viel wir sehen, wird uns oft erst bewusst, wenn wir darauf achten, wie sehr unsere gesamte Wahrnehmung durch visuelle Eindrücke geprägt wird. Wir verlassen uns blind auf unser Sehen, weil unsere Augen scheinbar mühelos alles erfassen: Sie erkennen präzise Details, analysieren visuelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede, erfassen komplexe Situationen, schalten bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen schneller um, geben Sicherheit bei der Orientierung, nehmen Räume und Bewegungen wahr, halten Blickkontakt, erkennen die Mimik bei Interaktionen und schätzen Entfernungen, Formen und Farben ein.
Ein Junge mit Brille befindet sich in einem mit Schwarzlicht beleuchtenden Raum. Er trägt weiße Handschuhe und hält ein weißes Smiley-Kissen in den Händen. Im Hintergrund sind viele bunte Objekte.
Seit 170 Jahren begleitet die Blindeninstitutsstiftung sehbehinderte und blinde Menschen in allen Facetten des Sehens. Zu Beginn stand das Anliegen unseres Gründers Graf Bentheim, blinden Kindern schulische Bildung und damit eine wichtige Perspektive für ihr Leben zu geben. Dieses von Humanismus geprägte Kernanliegen prägt die Blindeninstitutsstiftung bis heute.

So haben wir an unseren Standorten in Bayern und Thüringen Kompetenzzentren Sehen aufgebaut. Hier begleiten wir sehbehinderte und blinde Menschen in allen Lebensphasen und Lernbereichen – von der frühen Förderung über ihre schulische und berufliche Bildung bis hinein ins Erwachsenenalter mit umfassenden Unterstützungs- und Beratungsangeboten.

Unsere Mitarbeitenden verfügen über ein breites Fachwissen in allen Berufsfeldern rund um Sehbeeinträchtigungen und weiteren komplexen Behinderungen. Mit dem Selbstverständnis unseres Gründers und hohem eigenen Engagement tragen sie zu unserem gemeinsamen Ziel bei: die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit Sehbehinderung und Blindheit so zu stärken, dass sie selbstbestimmt leben können.
Ein Kind hält eine Lupe auf einen Text. Im Hintergrund liegt ein Mäppchen.

Was das Kompetenzfeld Sehen umfasst

Verschiedene Fachdisziplinen fügen sich bei der Blindeninstitutsstiftung zu einer umfassenden Begleitung von Klient*innen mit Sehbehinderung und Blindheit zusammen. Die folgende Übersicht zeigt die Spannweite des Kompetenzfelds Sehen:

Diagnostik

  • Einschätzung des individuellen Sehvermögens
  • Anamneseverfahren
  • Orthoptische Diagnostik
  • Überprüfung des funktionalen Sehens
  • Abklärung von visuellen Wahrnehmungsstörungen (CVI)
  • Entwicklungs- und Förderdiagnostik des Sehens (EFS)
  • Weitere Diagnostiken

Hilfsmittel

  • Versorgung mit Hilfsmitteln
  • Aufbau von Medienkompetenz

Förderung

  • Gezielte visuelle Wahrnehmungsförderung
  • Förderung der weiteren Sinne
  • Spezielle RäumlichkeitenSpezielle Spiel-, Unterrichts- und Fördermaterialien

Blindenspezifische Techniken

  • Förderung der Orientierung und Mobilität
  • Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten
  • Förderung von Kulturtechniken

Beratung

  • Unterstützung von sehbehinderten und blinden Menschen
  • Beratung ihrer Bezugspersonen

Wie wir unsere Qualität sichern

Sehen ist ein verbindliches Thema in allen mitarbeiterbezogenen Aktivitäten wie Mitarbeitergesprächen, Leitungsrunden und Fortbildungsplanung. Sehen als Kernkompetenz betrifft alle Ressorts und ist interdisziplinär verortet. Gerade weil die Mitarbeitenden sehen können, ist es wichtig, dass sie sich mit den Herausforderungen für sehbehinderte und blinde Menschen intensiv beschäftigen und auf dem aktuellen Stand bleiben.

Fort- und Weiterbildung

Die Blindeninstitutsstiftung sorgt dafür, dass die Kernkompetenz Sehen weiter gestärkt wird. Wir schulen kontinuierlich unsere Mitarbeitenden in allen Aspekten des Kompetenzfelds Sehens, stellen notwendige Hilfsmittel bereit und schaffen spezielle Strukturen, um den interdisziplinären Austausch zum Thema Sehen zu intensivieren.

Eine ältere Person füllt mit einem Bleistift einen Testbogen auf dem Tisch vor sich aus.
Die Blindeninstitutsstiftung verbindet in einem Qualitätszirkel Sehen die Qualitätsbeauftragten, die in den einzelnen Blindeninstituten Ansprechpartner*innen für das Thema Sehen sind. Sie beobachten fachliche Entwicklungen und Initiativen durch eine bundesweite und teilweise europaweite Vernetzung, führen stiftungsweite Prozesse zusammen und entwickeln die Kernkompetenz Sehen vor allem in der Diagnostik und Sehförderung stetig weiter. Der Qualitätszirkel und die Qualitätsbeauftragten schaffen Standards und organisieren institutsübergreifende Fachtage zum Thema Sehen, unterstützen die Arbeitskreise bei der Umsetzung in die tägliche Praxis der einzelnen Institute und erstellen Infomaterial für alle Mitarbeitenden.

Wo es mehr Informationen gibt

Wenn Sie mehr über die Themen Sehen und Blindheit erfahren möchten, empfehlen wir diese Bücher und Internetseiten:
  • anderes sehen e.v. - Zur Förderung blinder Kinder: www.anderes-sehen.de
  • Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V.: www.bbsb.org
  • Bebsk: Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder e.V.:  www.bebsk.de
  • Berufsförderungswerk Würzburg: www.bfw-wuerzburg.de
  • Berufsverband der Orthoptistinnen: www.orthoptik.de
  • Bundesverband der Rehabilitationslehrer*innen für Blinde und Sehbehinderte e.V. (Orientierung und Mobilität / Lebenspraktische Fähigkeiten): www.rehalehrer.de
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.: www.dbsv.org
  • EUTB Unabhängige Teilhabeberatung: www.teilhabeberatung.de
  • Held, Markus; Lux, Stephan (2014): Sehen plus 2.0. Beratung und Unterstützung sehbehinderter und blinder Schüler mit weiterem Förderbedarf. Arbeitsmodule und Materialsammlung. Würzburg: Edition Bentheim
  • Laemers, Frank; Henriksen, Anne (2016): Funktionales Sehen. Diagnostik und Interventionen bei Beeinträchtigungen des Sehens. Würzburg: Edition Bentheim
  • Lang, Markus; Sarimski, Klaus (Hrsg. 2020): Frühförderung blinder Kinder. Grundlagen für die Arbeit mit blinden Kindern und ihren Familien. Würzburg: Edition Bentheim
  • VBS Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e.V.: www.vbs.eu

Kompetenzfeld Kommunikation

Wir sind umfassend geschult in den Bereichen nonverbale Kommunikation auch bei blinden/sehbehinderten Menschen, da dies den Grundpfeiler unserer Arbeit darstellt.

Auf einem Schultisch steht ein rosafarbiges Tablet, auf das eine Schülerin blickt. Auf dem Bildschirm sind verschiedene Symbole und Grafiken zu sehen.

Unsere Kompetenzfelder

Außer beim Sehen und der Kommunikation haben wir auch viel Erfahrung und Wissen in allen Lebensbereichen sinnes- und mehrfachbehinderter Menschen. Wir begleiten sie ganzheitlich und individuell.

Ein Junge sieht mit wenig Abstand auf einen Monitor, der schwarze Linien eines Ausmalbildes zeigt. Er trägt ein Brille mit rötlichen Gläsern und hat die Hand im Mund. Im Hintergrund ist eine Frau, die mit ihrem Zeigefinger auf den Monitor deutet.