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Auf einem Schultisch steht ein rosafarbiges Tablet, auf das eine Schülerin blickt. Auf dem Bildschirm sind verschiedene Symbole und Grafiken zu sehen.

Unsere Kernkompetenz Kommunikation

Eine gemeinsame Sprache finden: Wie wir mit mehrfach behinderten Menschen kommunizieren

Schon der Name Blindeninstitutsstiftung setzt den Fokus auf die Kernkompetenz Sehen. Alle unsere Klient*innen sind blind oder sehbehindert. Daneben haben sie jedoch meist noch weitere Einschränkungen. So können sich zwei Drittel von ihnen nicht oder nur sehr eingeschränkt verbal verständigen. Ihre Blindheit oder Sehbehinderung führt zusätzlich dazu, dass sie Gesten und Mimik nicht oder nur sehr vage wahrnehmen können.

Dadurch begleitet uns in der täglichen (pädagogischen) Arbeit ständig die Frage, wie wir mit unseren Klient*innen kommunizieren – für uns die „zweite Kernkompetenz“ der Blindeninstitutsstiftung. Ihre Selbstbestimmung und Teilhabe hängen stark davon ab, wie gut wir miteinander kommunizieren: Wenn unsere Klient*innen ihre Wünsche nicht äußern können, fühlen sie sich fremdbestimmt und ihre Bedürfnisse bleiben verborgen. Wenn sie uns nicht verstehen, können sie weniger am sozialen Leben teilhaben und fühlen sich ausgeschlossen. Daher entwickeln wir – oft gemeinsam mit ihnen – alternative Formen der Kommunikation, die viel Vertrauen, Geduld und Aufmerksamkeit erfordern.

Kompetenzfeld Sehen

Mehr als 80 Prozent unserer Umwelt nehmen wir über die Augen wahr. Damit ist das menschliche Auge unser wichtigstes Sinnesorgan. Es ist unsere Kamera, mit der wir unsere Umgebung entdecken, uns orientieren und uns bewegen. Es ist unser Scanner, mit dem wir nicht nur Wissen aufnehmen, sondern auch die Gefühle unseres Gegenübers erfassen können

In einem dunklen Raum sitzt ein kleines Mädchen im Rollstuhl. Vor ihm kniet ein Mann, der einen Glitzerstab mit Bändern in der Hand hält. Das Mädchen greift nach den Bändern und lacht.

Wie wir Kommunikation verstehen

Aus allen bewussten oder unbewussten Verhaltensweisen und Ausdrucksformen, die von einem Gegenüber wahrgenommen und interpretiert werden, kann sich Kommunikation entwickeln. Das heißt, Kommunikation ist eine Form der sozialen Interaktion, in der die Bedeutung von Signalen miteinander verhandelt wird. Kommunikation umfasst deshalb weit mehr als nur die verbale Sprache. Grundsätzlich dabei ist, dass jeder Mensch kommuniziert.
Das Foto zeigt einen Jungen und eine Frau. Der Junge sitzt auf einem Sitzssack. Die Frau fährt mit Holzkugeln über seinen Arm und hält dabei seine Hand. Im Hintergrund ist ein Rollstuhl zu sehen.
Menschliche Kommunikation verstehen wir als grundlegend kooperativ. Wir haben stets das Bestreben, einander zu verstehen. Im Vordergrund steht für uns das Teilen von Gedanken und Gefühlen im Miteinander. Wir möchten uns über individuelle und gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen austauschen. Um das bei unseren Klient*innen zu fördern, verwenden wir die sogenannte „Unterstützte Kommunikation“.

Das sind alle pädagogischen und therapeutischen Maßnahmen, welche die Kommunikationsmöglichkeiten eines Kindes oder eines Erwachsenen erweitern. Die vorhandenen körpereigenen Fähigkeiten ergänzen wir durch lautsprachalternative Strategien und Techniken, sodass unsere Klient*innen frühzeitig in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

In der Blindeninstitutsstiftung verfügen wir über ein breites Fachwissen und über spezielle Methoden der „Unterstützten Kommunikation“. Wir sind aktive Kommunikationspartner: Uns ist es ein Anliegen, achtsam wahrzunehmen, wann unsere Klient*innen kommunizieren möchten und wie sie dies äußern. Wir antworten ihnen in geeigneter Weise. So entsteht ein gelingender Dialog mit einem Set an Kommunikationsformen, das Menschen mit Einschränkungen einbindet und unterstützt.
Vor einem Kind befindet sich ein Tablet. Der Bildschirm des Tablets zeigt viele bunte Symbole von verschiedenen Obst- und Nussorten. Das Kind zeigt mit der linken Hand auf eines der Symbole.

Welche Kommunikationsformen wir anwenden

Abhängig von den Bedürfnissen unserer Klient*innen setzen wir körpernahe und körpereigene Kommunikation ein oder auch Kommunikationshilfen, die sowohl elektronisch als auch nicht elektronisch sein können. Die folgende Übersicht zeigt eine Auswahl unserer Kommunikationsformen.   

Körpernahe Kommunikation

  • Berührung
  • Beobachtung
  • Interpretation der Vitalzeichen

Körpereigene Kommunikation

  • Gesten
  • Mimik
  • (Manuelle) Zeichen
  • Kestner-Gebärden
  • Laute
  • Lormen
  • Fingeralphabet
  • Phonembestimmtes Manualsystem 

Nichtelektronische Kommunikationshilfen

  • Gegenstände und Objekte
  • Bild- und Symbolkarten mit Metacom-Symbolen
  • Kommunikationstafeln und Bücher
  • Strukturierungshilfen

Elektronische Kommunikationshilfen

  • Sprachausgabegeräte: Taster, Talker
  • Tablets und unterstützende Apps
  • Ansteuerungshilfen mit Gesten und Bilderfassung

Wie wir methodisch vorgehen

Schon beim Erstkontakt beobachten wir, wie unsere zukünftigen Klient*innen kommunizieren und sammeln alle mündlichen und schriftlichen Informationen darüber. Zeitnah nach der Aufnahme in die Blindeninstitutsstiftung führen wir eine ausführliche Diagnostik durch, die sich an ihren Fähigkeiten orientiert. Diese Erfassung wiederholen wir in regelmäßigen Abständen.

Die Ergebnisse nutzen wir für die gezielte Förder- und Teilhabeplanung. Wir möchten die kommunikativen Fähigkeiten unserer Klient*innen weiterentwickeln und bilden ein sprachliches Umfeld, das an die Potenziale der jeweiligen Person anknüpft, kommunikative Barrieren verringert und so das selbstbestimmte Leben unterstützt. Dabei machen wir alle relevanten Informationen transparent – in Gesprächen und in der jederzeit zugänglichen Dokumentationssoftware PuD.
Taktiles Gebärden: Ein Junge hat seine Hände in die Hände einer Mitarbeiterin gelegt.

Wie wir unsere Qualität sichern

Die Blindeninstitutsstiftung verbindet in einem Qualitätszirkel Kommunikation die Qualitätsbeauftragten, die in den einzelnen Blindeninstituten für Kommunikation verantwortlich sind. Sie analysieren fachliche Entwicklungen und Initiativen in den einzelnen Instituten, führen stiftungsweite Prozesse zusammen und entwickeln die Kernkompetenz Kommunikation – häufig zusammen mit Expert*innen für die „Unterstützte Kommunikation“ – stetig weiter. Der Qualitätszirkel organisiert institutsübergreifende Fachtage zum Thema Kommunikation, vernetzt sich mit anderen Einrichtungen, koordiniert Fortbildungsangebote und erstellt Infomaterial für alle Mitarbeitenden.

Kommunikation ist ein verbindliches Thema in allen mitarbeiterbezogenen Aktivitäten wie Mitarbeitergesprächen, Leitungsrunden und Fortbildungsplanung. Kommunikation als Kernkompetenz betrifft alle Ressorts und ist interdisziplinär verortet. Gerade weil wir alltäglich intuitiv und unbewusst kommunizieren, ist es besonders wichtig, dass sich unsere Mitarbeitenden auch mit den fachlichen Anforderungen der besonderen Kommunikationsformen beschäftigen.

Fort- und Weiterbildung

Die Blindeninstitutsstiftung sorgt dafür, dass die Kernkompetenz Kommunikation weiter gestärkt wird. Wir schulen kontinuierlich unsere Mitarbeitenden in den Kommunikationsformen, stellen notwendige Hilfsmittel bereit und schaffen spezielle Strukturen, um den interdisziplinären Austausch zum Thema Kommunikation zu intensivieren.

Eine ältere Person füllt mit einem Bleistift einen Testbogen auf dem Tisch vor sich aus.

Wo es mehr Informationen gibt

Wenn Sie mehr über „Unterstützte Kommunikation“ erfahren möchten, empfehlen wir diese Bücher und Internetseiten:
  • Souriau, Jacques; Rødbroe, Inger; Janssen, Marleen (Hrsg., 2014): Kommunikation und angeborene Taubblindheit. Entstehung von Bedeutung. Würzburg: Edition Bentheim.
  • Souriau, Jacques; Rødbroe, Inger; Janssen, Marleen (Hrsg., 2014): Kommunikation und angeborene Taubblindheit. Übergang zur kulturellen Sprache. Würzburg: Edition Bentheim.
  • Tomassello, M. (2009): Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag
  • Castañeda, Fröhlich, Waigand (Hrsg., 2020): Unterstützte Kommunikation Eine Einführung für Eltern, pädagogische Fachkräfte, Therapeuten und Interessierte
  • Isaac, GfUK und von Loeper Literaturverlag (Hrsg., 2020): Handbuch der Unterstützten Kommunikation. Karlsruhe: Von Loeper.
  • GfUK Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation (deutsch), isaac International Society for Augmentative and Alternative Communication (englisch)
  • Stiftung Leben Pur

Unsere Angebote

Hier finden Sie eine Darstellung unserer Angebote für Menschen in jedem Lebensalter.

Ein Mädchen mit Brille und Zahnlücke steht an einem Metallgeländer im Freien und lacht. Im Hintergrund sind unscharf weitere Menschen und Spielgeräte zu sehen.

Unsere Kompetenzfelder

Nicht nur unser Kernanliegen Sehen gehört zu unseren Kompetenzen. Durch die Zusammenarbeit mit Mehrfachbehinderten Menschen weisen wir auch Expertise in weiteren Feldern auf, um auf all unsere Klienten und Klientinnen so individuell wie möglich eingehen zu können.

Ein Junge sieht mit wenig Abstand auf einen Monitor, der schwarze Linien eines Ausmalbildes zeigt. Er trägt ein Brille mit rötlichen Gläsern und hat die Hand im Mund. Im Hintergrund ist eine Frau, die mit ihrem Zeigefinger auf den Monitor deutet.