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Auf einem  Spielfeld in einer Sporthalle sieht man von hinten  zwei Spieler in Abwehrhaltung vor einem Goalballtor knien. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die drei gegnerischen Spieler.

Kick-Off für Goalball in Würzburg

Goalball ist ein inklusives Mannschaftsspiel für blinde, sehbehinderte und sehende Sportler*innen. Im Blindeninstitut Würzburg fand am ersten Februarwochenende ein Workshop und Showspiele mit Bundesliga-Profis statt., der den Auftakt zu einer Etablierung dieser Sportart in Unterfranken bilden soll.

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Kick-Off für Goalball in Würzburg

Auf einem  Spielfeld in einer Sporthalle sieht man von hinten  zwei Spieler in Abwehrhaltung vor einem Goalballtor knien. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die drei gegnerischen Spieler.
Stille und Spannung pur - bis ein Tor fiel war beim Showspiel der Bundesligaprofis aus Nürnberg nur das Klingeln des bis zu 80 km/h schnellen Balls zu hören.
„Quiet please“ hieß es am ersten Februarwochenende in der Sporthalle der Graf-zu-Bentheim-Schule des Blindeninstituts beim Goalballworkshop mit zwei sehbeeinträchtigten Profis – dem Bundesligaspieler Lennart Heßler und der Nationalspielerin Sophie Kaudewitz. Zusammen mit dem Vitalsportverein Würzburg und in Kooperation mit der Graf-zu-Bentheim Schule des Blindeninstituts hatten sie interessierte sehende und nicht sehende Sportler*innen zu einer Kick-Off Veranstaltung mit Probetraining eingeladen. Langfristiges Ziel ist es, eine eigene Goalballmannschaft in Würzburg zu etablieren. Um den zwölf aktiven Workshop-Teilnehmern und zahlreichen Besuchern Goalball auch praktisch näher zu bringen, waren neben Lennart Heßler und Sophie Kaudewitz vier weitere Pofisportler vom BVSV Nürnberg aus der Goalball-Bundesligamannschaft zu Gast, die bei einem Showspiel zeigten, wie rasant und spannend diese Ballsportart gespielt wird.

Das Ziel des Spiels besteht darin, einen 1250g schweren Hartgummiball mit integrierten Glöckchen abwechselnd in das gegnerische Tor zu rollen oder regelkonform zu werfen. Dabei stehen sich zwei Mannschaften mit jeweils drei Spieler*innen auf einem 9 mal 18 Meter großen Spielfeld gegenüber. Sie bewegen sich nicht frei über das Feld, sondern agieren in unmittelbarer Tornähe und versuchen von dort den Ball ins gegnerische Tor zu werfen. Die Gegenmannschaft wiederum versucht den Ball zu hören und mit dem ganzen Körper abzuwehren. Dann wechselt die Abwehr direkt zum Angriff und spielt den Ball wieder zurück. „Der Spieler befindet sich meistens in einer halb sitzenden oder liegenden Position, wirft sich hin und steht wieder auf. Man läuft nicht viel aber man hat oft den Wechsel zwischen aufstehen und wieder hinlegen“, erklärt Heßler beim Probetraining. Auf Dauer kann das schon sehr anstrengend werden, sagt er, da braucht man Training, um auch Kondition aufzubauen. Der Ball selber darf nur auf eine gewisse Weise geworfen werden, nicht in hohem Bogen, das wäre zu gefährlich und man könnte die Glöckchen nicht hören. Er wird eher gerollt. „Das hat ein bisschen was von Bowling“, ergänzt Kaudewitz schmunzelnd die Erklärungen ihres Kollegen. Und zur Orientierung der Spieler, die alle mit einer Blindenbrille spielen, um gleiche Voraussetzungen zu schaffen, sind die Linien am Boden mit Schnüren abgeklebt, die die Spieler mit den Händen oder mit den Füßen ertasten können.

Wichtig ist grundsätzlich die Ruhe beim Spiel – die Zuschauer sollten leise sein – damit die Spieler sich auf den Ball konzentrieren können. Sobald der Schiedsrichter anpfeift heißt es „Quiet please! Erst wenn er wieder abpfeift, z. B., wenn ein Tor gefallen ist, darf es wieder lauter werden und es kann auch geklatscht werden. Die Mannschaft selber darf natürlich während des Spiels untereinander kommunizieren.

Goalball ist eine weltweit beliebte inklusive Mannschafts-Ballsportart für Menschen mit Sehbeeinträchtigung und bereits seit 1976 paralympisch. 2013 wurde in Deutschland eine Bundesliga eingeführt, in der aktuell sechs Mannschaften in der ersten Liga spielen. In Bayern ist der BVBS Nürnberg der einzige Goalball-Standort, der eine Mannschaft stellt und professionell trainiert. Das soll sich mit der Initiative in Würzburg jetzt ändern.
Die beiden aktiven und erfolgreichen Goalballspieler*innen Sophie Kaudewitz und Lennart Heßler sind seit kurzer Zeit beruflich und privat in Würzburg angekommen und möchten ihren Sport auch in Würzburg bekannter machen. Geplant ist mit dem VSV Würzburg und in Kooperation mit der Graf-zu-Bentheim-Schule ein Training anzubieten. Als langfristiges Ziel soll dann ein eigenes Würzburger Bundesligateam aufgebaut und etabliert werden. Auch wollen sich die beiden hierfür als Übungsleiter*innen und Trainer*innen ausbilden lassen. „Grundsätzlich kennen zu wenige Menschen diesen inklusiven Sport, den Spieler mit und ohne Sehbeeinträchtigung gemeinsam spielen können. Ich denke es gibt viele blinde oder sehbehinderte Menschen die kaum einen Zugang zu Sport haben, weil man häufig eine Begleitung braucht, die mit einem läuft oder beim Fahrradfahren im Tandem vorne sitzt. Goalball kann jeder selbständig spielen, einfach so wie er ist, ohne Hilfe,“ unterstreicht Lennart Heßler. Und Sophie Kaudewitz ergänzt: „Es ist auch eine der wenigen Leistungssportarten, in der blinde Menschen viel erreichen können, zu den Paralympics gehen und Europa- und Weltmeisterschaft spielen können.“

Christoph Hoffmann vom VSV Würzburg begrüßt und fördert diese Vorhaben, denn mit dem Wegfall der Abteilungen Torball und Blindenfußball seit 2020 fehlt es im Sportangebot seines Vereines an einem weiteren inklusiven sowie an einem leistungssportorientierten Mannschaftstraining.

Auch Ansgar Lipecki sieht als Sportlehrer am Förderzentrum für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche eine große Chance, das Freizeitangebot mit Goalball zu bereichern, egal, ob als Breiten- oder Leistungssport. Für die Schüler*innen könnte damit auf lange Sicht ein an den Schulsport anknüpfendes neues Hobby in Würzburg etabliert werden. Zusätzlich besteht hier die einmalige Möglichkeit, talentierte junge Menschen mit oder ohne Behinderung in eine zukünftige Bundesligamannschaft zu integrieren.
 
Wer Interesse hat mitzuspielen, kann sich bei Sophie Kaudewitz direkt unter sophie.kaudewitz@gmail.com für weitere Infos melden.
(Sabine Tracht)

 
Fernsehbericht des Bayerischen RundfunksDas Bayerische Fernsehen hat in der Abendschau am 06.Februar einen Bericht zum Goalball Kick-Off gesendet. Hier geht es zur Mediathek

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